Jüdisches Leben
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Jüdische Kultur und jüdisches Leben als bedeutenden Bestandteil des Alltags in Deutschland sichtbar zu machen - das ist entscheidend, damit Jüdinnen und Juden Deutschland als ihre Heimat empfinden können - gerade vor dem Hintergrund des Zivilisationsbruchs der Shoah, den nach wie vor in der Gesellschaft verwurzelten antisemitischen Ressentiments und der Vielzahl antisemitischer Straftaten und Übergriffe.
Ausschnitt eines Hanukkah-Leuchters (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Fuse (gettyimages)
Gefragt nach "jüdischem Leben in Deutschland" fallen vielen Menschen Stichworte wie Antisemitismus, Pogrom, Holocaust, Nationalsozialismus oder Auschwitz ein. Viele Assoziationen dazu haben mit jüdischem Sterben zu tun - als sei jüdisches Leben in Deutschland mit dem Ende des Nationalsozialismus zum Erliegen gekommen. Auch ist die reiche Geschichte jüdischen Lebens vor der Shoah oft nicht bekannt. Viele wissen nicht, dass Juden bereits mit den Römern in die Gebiete um Rhein und Mosel gekommen sind, dass jüdisches Leben seit über 1700 Jahren hier verwurzelt ist und Juden das heutige Deutschland maßgeblich mitgeprägt haben. Etliche bedeutende Dichter, Philosophinnen, Intellektuelle, Musiker, Malerinnen, Naturwissenschaftler, Mediziner u.v.m., waren beziehungsweise sind jüdisch. Juden und Jüdinnen waren und sind in allen Teilen der Gesellschaft zu finden, sie sind so divers und "normal" wie andere auch. Anfang 1933 hatten die jüdischen Gemeinden im Deutschen Reich rund 560.000 Mitglieder. Nach der Shoah bis 1989 zählte die jüdische Gemeinde in der Bundesrepublik Deutschland im Schnitt nur noch rund 15.000 Personen; in der DDR unter 1.000 Mitglieder.
Es ist ein Grund zur Freude, dass jüdisches Leben in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung der Konzentrationslager weiterhin Bestand hatte und wieder aufgeblüht ist. Aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion kamen seit 1990 mehr als 215.000 jüdische Migrantinnen und Migranten nach Deutschland. Sie und ihre Nachfahren machen 90 Prozent der heute in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden aus. Deutschland beheimatet damit eine der größten jüdischen Gemeinschaften in Europa.
Rund 100.000 Jüdinnen und Juden sind in Deutschland in jüdischen Gemeinden organisiert. Die überwiegende Zahl, 104 Gemeinden mit rund 96.000 Mitgliedern, repräsentiert der Zentralrat der Juden in Deutschland (ZdJ). Die Bundesregierung fördert den ZdJ, der seinem Selbstverständnis nach für alle Richtungen innerhalb des Judentums offen ist, auf der Grundlage des Staatsvertrags vom 27. Januar 2003. Mit diesem Vertrag leistet die Bundesregierung einen Beitrag zur Erhaltung und Pflege des deutsch-jüdischen Kulturerbes, zur Förderung der jüdischen Gemeinschaft, zu den integrationspolitischen und sozialen Aufgaben des ZdJ bei und unterstützt ihn bei seinen überregionalen Aufgaben.
Eine weitere wichtige Vereinigung jüdischer Gemeinden in Deutschland mit rund 5.000 Mitgliedern ist die liberale Union progressiver Juden (UpJ), deren Arbeit auch von der Bundesregierung unterstützt wird. In der UpJ sind die liberalen jüdischen Gemeinden in Deutschland organisiert. Aktuell sind 25 Gemeinden und Gruppen Mitglieder in der UpJ. Viele von ihnen sind zugleich Mitglieder des ZdJ. Einige zehntausend Menschen jüdischen Glaubens oder mit jüdischen Vorfahren sind nicht in jüdischen Gemeinden organisiert. Zahlreiche kulturelle Initiativen und Organisationen tragen darüber hinaus auch außerhalb der Gemeinden zum jüdischen Leben in Deutschland etwa mit der Ausrichtung von Kulturtagen bei oder vermitteln Kenntnisse darüber. Dazu zählen zum Beispiel die jüdischen Museen in vielen deutschen Städten. Darüber hinaus wird das jüdische Leben auch von den zahlreichen in Deutschland lebenden jüdischen Israelis und von israelischer Kultur beeinflusst.