Erinnerungskultur
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Von deutschem Boden ging mit der Shoah das wohl grauenvollste Menschheitsverbrechen der Geschichte aus. Entsprechend ist auch der deutsche Umgang mit der Vergangenheit, das kollektive Gedächtnis, von diesem Zivilisationsbruch geprägt. Bundesweit erinnern Gedenkstätten, Mahnmale, Stolpersteine und Gedenktafeln an die Verbrechen der NS-Zeit – sie mahnen wider das Vergessen und dass sich Ähnliches nicht wieder ereignen darf. Hinzu kommen Bildungs- und Aufklärungsarbeit.
Die Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren sind maßgebliche Akteure der außerschulischen historisch-politischen Bildungsarbeit. Sie bereiten mit ihren Aktivitäten einen fruchtbaren Boden für ein kritisches Geschichtsbewusstsein sowie für die Entwicklung von Haltungen zu gegenwartsrelevanten Themen, wie etwa zum Wert von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Auf diese Weise leistet ihre Bildungsarbeit einen wichtigen Beitrag, um Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus sowie Antiziganismus und Rechtsextremismus entgegenzuwirken. Die Bundesregierung unterstützt und fördert die wichtige Arbeit der Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren finanziell in umfangreicher und nachhaltiger Hinsicht.
Mehr als sieben Jahrzehnte nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gibt es immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die über ihre Erfahrungen und die Schrecken dieser Zeit noch aus eigenem Erleben berichten können. Umso wichtiger ist eine lebendige Erinnerungskultur, die an die Verbrechen an den Verfolgten erinnert und nicht in Ritualen und Formeln erstarrt, sondern die breite Bevölkerung und insbesondere die junge Generation emotional anspricht.
Das Bewusstsein in der Gesellschaft, aufgrund der im deutschen Namen begangenen Verbrechen eine besondere Verantwortung zu tragen, muss ebenso gestärkt werden, wie die Einsicht, dass sich dieser Zerfall gesellschaftlicher Werte und diese unfassbaren Verbrechen niemals wiederholen dürfen.
Wichtig dabei ist, nicht nur die Erinnerung an das nationalsozialistische Unrecht wachzuhalten, sondern den Menschen vor Augen zu führen, in welch bedeutender Weise Juden und Jüdinnen dieses Land mitgeprägt haben. Statt die jüdische Gemeinschaft ausschließlich als Opfer in Folge der Shoah darzustellen, soll auch die Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland in das öffentliche Bewusstsein gebracht werden.
verweist auf: Initiativen Quelle: Janine Schmitz (gettyimages)
Zivilgesellschaftliche Aktivitäten und Projekte, bei denen die Begegnung von Menschen jüdischen und nichtjüdischen Glaubens im Mittelpunkt stehen, sind auch Teil der Erinnerungskultur. Richtungsweisend sind die Aktivitäten des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) und seiner Mitgliederorganisationen. Auf internationaler Ebene treibt der Internationale Rat der Christen und Juden (ICCJ) den interreligiösen Dialog voran und führt Begegnungsprojekte durch. Beide Organisationen werden seit vielen Jahren vom Bundesministerium des Innern und für Heimat gefördert. Weitere Beispiele für dialogische Projekte sind das vom Zentralrat der Juden (ZdJ) durchgeführte und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Vorhaben "Meet a Jew" oder jüdisch-muslimische Begegnungen im Rahmen der Aktivitäten der Deutschen-Islam-Konferenz sowie das vom ZdJ entwickelte und von der Integrationsbeauftragten finanziell unterstützte Projekt "Shalom Alaikum".
Es gibt viele Stiftungen und Vereine, die sich im Bereich Schulungen, Führungen und Workshops engagieren, eine Auswahl findet sich in der Linkliste auf dieser Website ebenso wie Bundesprogramme beispielweise des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend oder der Bundeszentrale für politische Bildung.