3D-Regel

Typ: Artikel

Mit der sogenannten 3D-Regel lässt sich bestimmen, ob es sich bei einer Äußerung lediglich um Kritik an Israels Politik handelt oder die Grenze zum Antisemitismus überschritten wird: Das ist der Fall, wenn Doppelstandards, Delegitimierung oder Dämonisierung Israels im Spiel sind. Der Schnelltest wurde 2004 vom israelischen Politiker und Wissenschaftler Nathan Sharansky entwickelti, um Texte und Äußerungen systematisch daraufhin zu prüfen, ob sie antisemitisch sind. Er hat sich seitdem in der Wissenschaft und vor allem in Politik und Zivilgesellschaft bewährtii. Monika Schwarz-Friesel und Jehuda Reinharz, die den gegenwärtigen Antisemitismus erforschen, kritisieren allerdings, dass die drei Kriterien konkretisiert werden müsseniii. Sie führen dazu die 2004 vom European Monitoring Center on Racism and Xenophobia EUMC ausbuchstabierten fünf Anwendungsmerkmale an. Diese finden sich auch in den Beispielen der IHRA-Definition:

  1. Aberkennung des Existenz- und Selbstbestimmungsrechts Israels
  2. Vergleich bzw. Gleichsetzung Israels mit dem Nationalsozialismus
  3. Anlegen anderer Maßstäbe an Israel als an andere Länder
  4. Verantwortlichmachen von Juden aus aller Welt für das Regierungshandeln Israels
  5. Bezugnahme auf Israel oder Israelis mit antisemitischen Bildern, Symbolen oder Floskeln.

Schwarz-Friesel und Reinharz führen noch ein viertes „D“ in Bezug auf israelbezogenen Antisemitismus ein, nämlich die De-realisierung. Damit ist gemeint, dass die Darstellung Israels sehr verzerrt wird und von der faktischen Realität stark abweicht. Die ersten drei „D“s sind letztlich eine Folge dieses falschen Bildes. Dabei gleichen die Muster des Sprachgebrauchs und die Strategien der Diffamierung exakt den althergebrachten judenfeindlichen Stereotypen.iv Antiisraelischer Antisemitismus muss deshalb als eine moderne Variante des alten judenfeindlichen Ressentiments gesehen werden.