Felix Klein regt verbindliche Gedenstättenbesuche im Lehramtsstudium an
Pressemitteilung 20.01.2022
Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, äußert sich anlässlich des 80. Jahrestages der Wannseekonferenz am 20. Januar:
Vor nunmehr 80 Jahren haben am 20. Januar im damaligen Gästehaus der SS am Wannsee hochrangige Vertreter des NS-Regimes über die Planung, Organisation und Durchführung der "Endlösung der europäischen Judenfrage" beraten. Seit 30 Jahren ist dieses Haus eine Gedenk- und Bildungsstätte. Auch 77 Jahre nach der Shoah hat Deutschland den Antisemitismus nicht überwunden. Er ist wieder zu einer ernsthaften Bedrohung geworden, der wir uns als Gesellschaft stellen müssen. Und ich sehe dabei eine besondere Verantwortung bei der Erziehung von Kindern und Jugendlichen in den Schulen.
Ich setze mich daher dafür ein, dass die Auseinandersetzung mit der Shoah und mit Antisemitismus bundesweit ein verpflichtender Bestandteil des Lehramtsstudiums wird. Hierzu gehören Pflichtbesuche von allen angehenden Lehrerinnen und Lehrern in Gedenkstätten wie etwa dem Haus der Wannseekonferenz oder KZ-Gedenkstätten. Das wäre – 80 Jahre nach der Wannseekonferenz - ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den wieder erstarkenden Antisemitismus. Die Studierenden müssen in ihrer Ausbildung Anregungen erhalten, wie sie die Erinnerung an die Shoah empathisch an Schülerinnen und Schüler vermitteln können. Mir fehlt das Verständnis dafür, dass es in Deutschland nach wie vor möglich ist, ein Lehramtsstudium ohne jeden Berührungspunkt mit der Shoah abschließen zu können. Ich bin der Überzeugung, dass die Schülerinnen und Schüler - unabhängig von ihrer Herkunft - die heutige Gesellschaft nicht verstehen können, wenn ihnen die deutsche Geschichte nicht bewusst ist. Die Kenntnisse hierzu gehören zur unabdingbaren politischen Bildung, die in den Schulen über alle Fachkenntnisse hinaus vermittelt werden muss.