Felix Klein: "Das Urteil gibt Trost, darf uns aber nicht ruhen lassen"
Pressemitteilung 21.12.2020
Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, zum Urteilsspruch im Prozess gegen den Attentäter von Halle:
„Es ist nicht einfach, angesichts des Ausmaßes an Gewalt, Hass und Kaltblütigkeit dieser Tat, der zwei Menschen zum Opfer fielen und 52 weitere nur knapp dem Tode entgingen, von einem gerechten Urteil zu sprechen. Keine Strafe, und sei sie noch so hoch, wird den Schmerz von den Hinterbliebenen und den Betroffenen nehmen können. Der Anschlag von Halle markiert einen Einschnitt. Er hat dem Antisemitismus in unserer Gesellschaft eine neue Dimension gegeben. Die Entscheidung des Gerichts, die Höchststrafe zu verhängen, wird es dem Täter lebenslang versagen, jemals wieder antisemitisch, rassistisch und frauenfeindlich motivierte Gewalt zu verüben. Das Urteil gibt Trost, darf uns aber nicht ruhen lassen. Nun muss es darum gehen, weiter die Hintergründe und den Kontext zu erforschen, um besser zu verstehen, wie wir künftig solche Taten verhindern können. Denn der Täter mag allein gehandelt haben. Aber er bewegte sich in einem Resonanzraum, wo er insbesondere in der digitalen Welt Inspiration und Bestätigung fand und sich offenbar immer weiter radikalisieren konnte.“