Klein gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus und des Völkermords gegen die Tutsi in Ruanda

Typ: Termine , Datum: 27.01.2025

Felix Klein ist auf Einladung der deutschen und israelischen Botschaften nach Ruanda gereist, um am 27. Januar in Kigali an der zentralen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus teilzunehmen und zugleich die Opfer des Völkermords gegen die Tutsi in Ruanda im Jahr 1994 zu ehren.

Der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee, die sich in diesem Jahr am 27. Januar zum 80. Mal gejährt hat, wird nicht nur in Deutschland, Israel oder anderen Ländern gedacht, in denen die Überlebenden und ihre Nachkommen leben. In der ruandischen Hauptstadt Kigali haben sich anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar Vertreter der ruandischen, israelischen und deutschen Regierungen versammelt, um der Opfer des Holocaust zu gedenken.  Zugleich wurde an den Völkermord an den Tutsi erinnert und die bemerkenswerten Bemühungen um die Aussöhnung in der ruandischen Gesellschaft zu gewürdigt.

Dr. Felix Klein sagte: „Es ist ebenso bemerkenswert wie richtig, dass den Opfern des Menschheitsverbrechens der Schoah auch an augenscheinlich unbeteiligten Orten und von unbeteiligten Menschen gedacht wird. Vielleicht mag das gemeinsame Gedenken auf den ersten Blick überraschen, denn Vielen ist das Grauen, das sich am 7. April 1994 in Ruanda ungebremst Bahn brach, noch nicht in seiner vollen Tragweite bewusst. Aber das Leid der Hinterbliebenen des grauenhaften Völkermords an den Tutsi, der schmerzliche Verlust von Angehörigen, die entrechtet, geschändet und barbarisch getötet wurden, die Fragen nach dem ‚Warum‘ und das Bestreben, das unerklärliche Leid verstehen zu wollen, all das verbindet die Vergangenheit Deutschlands mit der Vergangenheit Ruandas.“

Am 7. April 1994 begann in Ruanda der Völkermord an der Tutsi-Minderheit, bei dem Angehörige der Bevölkerungsmehrheit der Hutu innerhalb von rund 100 Tagen mehr als 800.000 Tutsi, gemäßigte und oppositionelle Hutu sowie weitere Oppositionelle ermordeten. Neben Polizei, Militär und radikalen Milizen beteiligten sich auch unzählige Hutu-Zivilisten an den Gewalttaten.

Dr. Felix Klein sagte: „Es gibt noch eine weitere Verbindung zwischen Deutschland und Ruanda und das ist die deutsche Mitverantwortung für den Genozid in Ruanda. Denn in dem Völkermord entlud sich ein Konflikt, dessen Wurzeln auf die Kolonialisierung Ruandas durch Deutschland zurückgehen. Auch dieser historischen Verantwortung müssen wir uns als Deutsche stellen.“

Er fügte hinzu: „Zugleich habe ich größten Respekt dafür, wie sich Ruanda selbst seiner Geschichte stellt, Verantwortung übernimmt und eine neue Zukunft aufbaut.  Ich bin der festen Ansicht: Zukunft kann nur gestalten, wer seine Vergangenheit kennt. Während es in der Bundesrepublik Deutschland fast zwei Jahrzehnte dauerte, bis eine zögerliche juristische und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust begann, hat Ruanda direkt nach dem Genozid 1994 bemerkenswerte Anstrengungen unternommen. Es hat ein System zur Versöhnung und Gerechtigkeit etabliert, das in der Welt einzigartig ist. Mehr als 240 Gedenkstätten im ganzen Land zeugen von dem Stellenwert, den die Erinnerung und damit auch die Auseinandersetzung mit dem Völkermord einnimmt. Ebenso gehören die unfassbaren Verbrechen der NS-Zeit, die industrielle Ermordung von Millionen Menschen zur deutschen Geschichte und prägen unser Verständnis von Demokratie, Freiheit, Recht und Unrecht und damit unsere ganze Gesellschaft bis heute. Schon deshalb ist der Ruf einzelner Stimmen nach einem Schlussstrich so unsinnig.“