Symposium: Otto Palandt und die Rolle des Reichsjustizprüfungsamtes im Nationalsozialismus

Typ: Termine , Datum: 02.09.2021

In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) hat Felix Klein ein Symposium mit dem Titel "Otto Palandt und die Rolle des Reichsjustizprüfungsamtes im Nationalsozialismus" ausgerichtet.

In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) hat Felix Klein ein Symposium mit dem Titel "Otto Palandt und die Rolle des Reichsjustizprüfungsamtes im Nationalsozialismus" ausgerichtet. Die Veranstaltung fand im BMJV statt und konnte per Livestream verfolgt werden. Die Aufzeichnung ist hier u.a. auf der Startseite dieser Webseite unter "Neueste Medien" abrufbar.

Felix Klein erklärte: "Otto Palandt steht stellvertretend für viele Juristen in der Zeit des Nationalsozialismus; er hat sich wie viele in Justiz und Verwaltung voll und ganz in den Dienst der menschenverachtenden nationalsozialistischen Ideologie gestellt. Es ist wichtig, dass vor allem auch angehende Juristinnen und Juristen von den Mechanismen des Nationalsozialismus erfahren."

Zwei hochrangig besetzte Panels beleuchteten zunächst die Juristenausbildung im Nationalsozialismus, ihre Brüche und inhaltliche wie personelle Kontinuitäten. Das zweite Panel nahm Bezug zum Wirken und Nachwirken Otto Palandts, seinerzeit Herausgeber und noch aktueller Namensgeber des Kurzkommentars des C.H. Beck Verlags zum Bürgerlichen Gesetzbuch. Am 27. Juli hatte der Verlag seine Umbenennung ab der im Herbst erscheinenden neuen Auflage angekündigt.

Seit Jahrzehnten verbinden Generationen von Juristinnen und Juristen den Namen "Palandt" mit ihrer Ausbildung und beruflichen Tätigkeit, viele ohne auch nur annähernd Kenntnis von Palandts Rolle und Aufgaben in der Zeit des Nationalsozialismus zu haben. Auch heute ist zu wenig bekannt, wie massiv der Präsident des Reichsjustizprüfungsamts durch sein Wirken zur nationalsozialistischen Pervertierung des Rechts beitrug.

Welche Konsequenzen hatte die Gleichschaltung im "Dritten Reich" für die juristische Ausbildung? Was passierte mit der Juristengeneration, die ihre Ausbildung unter dem Hakenkreuz absolvierte? Warum reden wir heute noch über das Wirken und Nachwirken Palandts, obwohl der beliebte Kurzkommentar zum BGB bereits achtzig Mal unter dem Namen Palandt erschien? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die heutige juristische Ausbildung?

Diese und andere Fragenwurden lebhaft erörtert. In den Panels diskutierten:

  • Dr. Martin Würfel (Rechtsanwalt)
  • Prof. Dr. Roland Rixecker (Beauftragter für jüdisches Leben im Saarland und gegen Antisemitismus und Präsident des Verfassungsgerichtshofs des Saarlandes)
  • Cornelia Horz (Präsidentin des Oberlandesgerichts Stuttgart)
  • Prof. Dr. Lena Foljanty (Professorin für “Globalisierung und Rechtspluralismus” am Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien)
  • Henrike Claussen (Direktorin Stiftung Forum Recht)
  • Prof. Dr. Klaus Weber (Mitglied der Geschäftsleitung des C.H.BECK Verlags)
  • Christina Halstenberg-Bornhofen (Präsidentin des Landesjustizprüfungsamtes Nordrhein-Westfalen)
  • Benjamin Fischer (Programm-Manager der Alfred Landecker Foundation und Mitglied der Initiative „Palandt umbenennen“)

Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Helene Bubrowski von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Mitschnitt des Symposiums: "Otto Palandt und die Rolle des Reichsjustizprüfungsamtes im Nationalsozialismus" Dauer: 4:08:50